Fraktionen beraten einen Tag lang zentrale Zukunftsthemen des Landkreises
Die Klausurtagung bot einen kompakten Überblick über wesentliche Entwicklungen in den zentralen Aufgabenbereichen der Kreisverwaltung.
Entwicklung der Ilmtalklinik
Geschäftsführer Christian Degen und die Kaufmännische Leiterin, Janine Kau, berichteten zur aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie zur mittel- und langfristigen Strategie der Klinikstandorte Pfaffenhofen und Mainburg. Im Mittelpunkt standen die ab 2026 wirksame Leistungsgruppenzuweisung und ihre Bedeutung für die Vorhaltefinanzierung ab 2028. Zudem informierten sie über das erwartete Jahresergebnis und die für 2026 vorgesehenen Investitionen, die den Kreishaushalt maßgeblich beeinflussen. Landrat Gürtner betonte dabei die zentrale Bedeutung der Ilmtalklinik für die regionale Gesundheitsversorgung.
Abteilung Bauen und Immissionsschutz
Abteilungsleiter Michael Beckmann erläuterte die Novelle des Baugesetzbuchs, deren Ziel eine Beschleunigung des Wohnungsbaus bei gleichzeitiger Erleichterung der Nachverdichtung ist. Das neue Gesetz ermöglicht es, von bestimmten bauplanungsrechtlichen Vorschriften abzuweichen, wenn dadurch neuer Wohnraum geschaffen wird. Den Gemeinden kommt aufgrund des verstärkten Fokus auf Einzelfall-Zulassungen dabei eine starke Rolle zu.
Windenergiekonzeption im Landkreis
Vorstand Arthur Kraus (KEI) und Andreas Herrschmann (Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen) stellten die aktuellen Planungen im Bereich Windenergie vor. Sie hoben die Vorteile einer regionalen Energiewende hervor: Wertschöpfung vor Ort, Energieunabhängigkeit, stabile Strompreise und direkte finanzielle Vorteile für den Landkreis, die Kommunen und somit für jeden einzelnen Bürger. „Unabhängigkeit von Großversorgern ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Bürgerenergie gibt Kontrolle und Stabilität zurück in die Region.“, so Kraus.
Sachstandsbericht Asyl und Migration
Abteilungsleiterin Elke Dürr informierte über die aktuelle Lage im Bereich Asyl und Migration. Neue Unterkünfte werden derzeit in Abstimmung mit der Regierung nicht eingerichtet, jedoch muss Ersatz für Objekte, die nicht weiterhin belegt werden können, gesucht werden. Der Zuzug aus der Ukraine steigt seit Juli an, vermehrt von Müttern mit Kindern, älteren Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen. Dies führt zu notwendigen Umstrukturierungen in den dezentralen Unterkünften, landkreisinternen Verlegungen und ggf. dichterer Belegung einzelner Unterkünfte.
Kreisfinanzen
Kreiskämmerer Walter Reisinger gab einen umfassenden Überblick über die finanzielle Lage des Landkreises:
Haushalt 2025:
Zuführung zum Vermögenshaushalt ca. 1,5 Mio. € (Ansatz: 1,7 Mio. €)
Kreditaufnahme von rund 23 Mio. € notwendig
Schuldenstand Ende 2025 bei ca. 68 Mio. €
Entnahme von 1 Mio. € aus Rücklagen (Rest: ca. 2,8 Mio. €).
Haushalt 2026:
Erhebliche Mehrbelastungen erwartet: steigende Bezirksumlage, hohe Leistungen an die Ilmtalklinik (Verlustausgleich, Generalsanierung), wachsender Zuschussbedarf ÖPNV sowie Investitionen in Schulen. Reisinger erläuterte unterschiedliche Szenarien der Kreisumlage und deren Auswirkungen auf die Gemeinden. Der Landkreis weist derzeit den zweitniedrigsten Hebesatz in Oberbayern auf – zum Vorteil der Kommunen, jedoch verbunden mit einer deutlichen Erhöhung der eigenen Verschuldung.
Finanzplanung bis 2031:
Der finanzielle Handlungsspielraum bleibt langfristig eng. Notwendige Investitionen und strukturelle Kostensteigerungen verlangen eine konsequente Konsolidierungsstrategie und klare Prioritäten.
Personal- und Stellenentwicklung
Personalchef Christoph Ruppert gab Einblick in langfristige Personalbedarfe, strukturelle Veränderungen und organisatorische Weiterentwicklungen. Die Personalkosten liegen weiterhin deutlich unter dem oberbayerischen Durchschnitt. Insgesamt reduziert das Landratsamt seinen Personalbestand um rund fünf Stellen. Landrat Gürtner betonte, dass dies ein Beitrag zur Entlastung der Kommunen sei.
Fachbereich Familie, Jugend, Bildung
Abteilungsleiterin Elke Dürr erläuterte die deutlichen Ausgabensteigerungen in der Jugendhilfe. Gründe sind komplexere Fälle, wesentlich höhere Betreuungskosten und ein wachsender Unterstützungsbedarf. Sie betonte, dass die Jugendhilfe eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe sei, die Stabilität, Schutz und Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche sicherstellt.
Kommunalunternehmen Strukturentwicklung (KUS)
Vorstand Johannes Hofner berichtete über die Schwerpunkte in den Bereichen Unternehmensservice, Fachkräftesicherung, Gründung, Digitalisierung, Innovation, Nachhaltigkeit und Destinationsmanagement. Die jüngste Wirtschaftsstrukturanalyse zeigt klare Bedarfe der Betriebe auf. Landrat Gürtner hob die Bedeutung des KUS für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts hervor.
ARGE Solidarischer Hochwasserschutz
Landrat Gürtner berichtete über den Ausbau der ARGE auf inzwischen 23 Mitgliedskommunen mit rund 200.000 Einwohnern. Für 2026 sind fünf Förderprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 4,1 Mio. € geplant. Dazu sagte Gürtner: "Die ARGE zeigt, wie viel wir erreichen können, wenn Kommunen gemeinsam handeln. Gerade beim Schutz vor Hochwasser, Starkregen und Trockenheit zählen Kooperation, Geschwindigkeit und Wissenstransfer. Unser Zusammenschluss ist ein starkes Signal für gelebte Solidarität an der Paar, im gesamten Paar-Einzugsgebiet und darüber hinaus."
Abschluss
Die Teilnehmenden bewerteten die Klausur als konstruktiv und zielgerichtet. Die vielfältigen Fachbeiträge boten wichtige Einblicke in laufende Entwicklungen und in bevorstehende Entscheidungen. Die Verwaltungsspitze unterstrich die Bedeutung kontinuierlicher Dialogformate, um Transparenz zu stärken und politische Entscheidungen fundiert vorzubereiten.