Vom Traum zum Trauma – Flucht und die psychischen Folgen

05. Februar 2020: Psychologische Phasen der Flucht lautete der Titel des vorerst letzten Beitrags zur Vortragsreihe Lebenswelten im Wandel.
Melisa Budimlic von Refugio München

Das Sachgebiet Integration hatte dazu Melisa Budimlic von Refugio München als Fachreferentin in das Landratsamt geladen.

Das Verlassen der Heimat, ob nun geplant durch eine Auswanderung oder erzwungen durch Krieg, Vertreibung und Elend hinterlässt Spuren. Nicht nur, dass man alles aufgibt und sich in der neuen Heimat mit einer völlig anderen Welt konfrontiert sieht - die Flucht selbst belastet, verändert und zerstört oftmals auch den Menschen. Melisa Budimlic beschäftigt sich genau mit diesem Thema, der psychologischen Wirkung der Flucht. Nicht nur wissenschaftlich, sondern auch ganz praktisch arbeitet sie jeden Tag am Thema Migration und mit Geflohenen.

„Die vielen Menschen, die in den letzten Jahren gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und durch Flucht zu uns in den Landkreis gekommen sind, haben alle eine eigene Geschichte zu erzählen. Traumatisiert sind alle Betroffenen in irgendeiner Form. Im Landkreis Pfaffenhofen können wir deshalb froh sein, dass wir professionelle Organisationen und so zahlreiche ehrenamtliche Unterstützer haben, die den Ankommenden helfen, diese Traumatisierung zu verarbeiten“, so Landrat Martin Wolf.

Die Referentin konnte persönliche Einblicke in Wirkmechanismen der psychischen Gesundheit im Rahmen einer erzwungenen Migration geben. Ausgehend von der Phase der Erkenntnis, die Heimat verlassen zu müssen, über die Vorbereitungen hin bis zur eigentlichen Flucht, ist die Migration noch nicht beendet. Die zweite Seite der traumatischen Wirkung zeigt sich dann erst nach dem Ankommen in der neuen Heimat mit einer Überkompensation und der Idealisierung des Exils. „Hierbei spricht man auch von einer Honeymoon-Phase, welche zunächst mit einer hohen Anpassungsleistung einhergeht, aber jedoch bald in der Phase der desillusionierenden Dekompensation endet, wo sich die psychischen Krankheitsbilder manifestieren“, so Melisa Budimlic.

Trotz der vielfachen Herausforderungen, die eine Fluchterfahrung für die Betroffenen als auch die Helfer mit sich bringt, konnte Melisa Budimlic den Beleg erbringen, dass die zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Initiativen einen immens wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der betroffenen Menschen leisten und ihnen den Zugang in die Aufnahmegesellschaft erleichtern.

Die Vortragsreihe Lebenswelten im Wandel wird ab Oktober 2020 fortgesetzt.

Das Sachgebiet Integration des Landratsamtes steht in den Bereichen Zuwanderung, Asyl und allgemein Integration allen Bürgerinnen und Bürgern gerne zur Verfügung. Sie erreichen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Tel. 08441 27 2961 oder E-Mail integration@landratsamt-paf.de.