5. Maßnahmen

Die Paartaler Sanddünen, als Kulturlandschaft, verdanken ihren Artenreichtum der extensiven traditionellen Bewirtschaftung der Flächen durch die damaligen Siedler. Bedingt durch einen Strukturwandel in der Landwirtschaft wurden manche Flächen unrentabel und nicht mehr bewirtschaftet, während die Nutzung anderer Flächen zunehmend intensiviert wurde. Dies bedeutet, dass viele der ehemaligen Lebensräume langsam verloren gehen, verbrachen oder verbuschen. Um die artenreichen Lebensräume zu erhalten und wiederherzustellen, werden im Rahmen des Projekts verschiedene Maßnahmen zur Landschaftspflege durchgeführt.

Hecken und Sträucher stellen einen wichtigen Lebensraum für Vögel wie den Neuntöter dar. Doch wo früher Ranken als Futter für das Vieh gemäht wurden oder Tiere auf steilen Böschungen weideten, breiten sich heute unkontrolliert Gehölze aus. Durch eine Verschattung und Verbuschung dieser Flächen gehen artenreiche Magerrasen und Trockenlebensräume verloren. Um dies zu vermeiden, wird unerwünschter Gehölzaufwuchs regelmäßig zurückgedrängt und außerhalb der Vogelbrutzeit verjüngt, z. B. durch punktuelle Auslichtung und Heckenpflege. Dadurch entstehen an manchen Stellen wieder offene sonnige Bereiche, auf denen die Wildblumen gedeihen können und Tiere Nahrung und Fortpflanzungsstätten finden.

Zugewachsener Hang am Windsberg vor der Gehölzpflege
Zugewachsener Hang am Windsberg vor der Gehölzpflege
Durch Gehölzpflege freigestellter Hang am Windsberg
Durch Gehölzpflege freigestellter Hang am Windsberg

Magerrasen und andere artenreiche Wiesen sind einst entstanden als sie von der landwirtschaftlichen Bevölkerung zur Gewinnung von Heu oder als Weide genutzt wurden.  Um die Artenvielfalt auf den Magerrasen zu erhalten, ist es daher wichtig sie auch weiterhin extensiv zu bewirtschaften. Werden die Flächen nicht mehr gemäht, kommen innerhalb von kurzer Zeit Gehölze auf und die einstige Blumenwiese entwickelt sich zu Hecke und Wald. Auch das weitverbreitete Mulchen, also ein Mähen bei dem das Schnittgut auf der Fläche verbleibt, wirkt sich langfristig negativ auf die Artenvielfalt aus. Durch den höheren Nährstoffeintrag werden die Wildblumen von dominanteren Gräsern verdrängt und die Grasnarbe verfilzt. Dies führt dazu, dass offene Bodenstellen zwischen der lückigen Vegetation verloren gehen und mit ihnen spezialisierte Pflanzen und Tiere, die auf diese Bereiche zur Fortpflanzung angewiesen sind. Die bunten Mager- und Trockenrasen werden daher durch regelmäßige Mahd und Mahdgutabtrag gepflegt, um die Böden mager zu halten.

Für die Entwicklung von neuen Blühwiesen muss der Boden daher oft zunächst ausgemagert werden, bevor zur Ansaat Mähgut von anderen artenreichen Wiesen auf den Flächen verteilt wird. Bis der gewünschte Entwicklungszustand der Magerrasen erreicht ist, erfolgt die Mahd zweimal jährlich im Juni und September. Sobald dieser Zustand erreicht ist, muss nur noch einmal im Jahr im September gemäht werden. Die Dauer bis zum Erreichen des gewünschten Erhaltungszustands hängt von unterschiedlichen Faktoren, wie der Bodenqualität und dem ursprünglichen Zustand der Fläche, ab.

Flächen nach der Mahd.
Flächen nach der Mahd. Das Mahdgut wird anschließend von der Fläche entfernt.

Die Paartaler Sanddünen sind Heimat vieler verschiedener Pflanzen- und Tierarten. Manche nehmen jedoch aufgrund ihrer Gefährdung oder Bedeutung für das Ökosystem eine besondere Rolle ein. So wurden u.a. der Heide-Ehrenpreis (Veronica dilenii), der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon rebeli), die Ochsenzungen-Sandbiene (Andrena nasuta) und die Malven-Langhornbiene (Eucera macroglossa) als Zielarten für das Projekt ausgewählt. Spezifische Artenhilfsmaßnahmen zielen dabei auf den Erhalt der Lebensräume, die Sicherstellung eines entsprechenden Nahrungsangebots sowie die Pflege und Neuschaffung von Fortpflanzungsstätten ab. Begleitende Untersuchungen der Bestandsentwicklung einzelner Arten geben Aufschluss darüber, ob die Maßnahmen Früchte tragen. Da von den Maßnahmen meist auch andere Arten profitieren, deuten positive Entwicklungen der Bestände der Zielarten auch auf ein intaktes Ökosystem hin.

Wie Artenhilfsmaßnahmen konkret aussehen können, möchten wir an ein paar Beispielen vorstellen:

Förderung von Pollenpflanzen

Da sich eines der letzten deutschlandweiten Vorkommen der Malven-Langhornbiene und der Ochsenzungen-Sandbiene am Windsberg befindet, hat der Erhalt dieser Arten eine besondere Bedeutung im Projekt. Da die beiden Arten sich jeweils auf eine ganz bestimmte Nahrungspflanze spezialisiert haben, ist für das Überleben und die Stabilisierung der Populationen vor allem ein entsprechendes Angebot an Malven und Ochsenzungen entscheidend. Daher werden Samen der Pflanzen am Windsberg gesammelt, vermehrt und auf geeigneten Flächen ausgesät.

Die Nahrungspflanze der Malven-Langhornbiene, die Rosen-Malve, wächst im Projektgebiet vor allem entlang von Straßen und Wegen. Das Problem: Die gemeindlichen Bauhöfe mähen die Wegränder im Frühjahr und stutzen dabei ungewollt die noch grünen Malven, die erst von Ende Juni bis Ende August blühen. Zum Schutz der Malven werden diese seit 2015 von der BUND Naturschutz (BN) Ortsgruppe Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach durch Pflöcke markiert und können infolgedessen von den Mitarbeitern der Bauhöfe bei der Mahd ausgespart werden. Seitdem breitet sich sowohl die Malve als auch die Malven-Langhornbiene kontinuierlich aus, wie die positiven Ergebnisse des Monitorings der letzten Jahre zeigen. Von 2015 bis 2020 haben sich die Zahlen knapp verdreifacht.

Ausgepflockte Rosen-Malve
Ausgepflockte Rosen-Malve

Rohbodenstandorte

Rohbodenstandorte, also vegetationsarme bis -freie Bereiche, bieten nicht nur bestimmten Pflanzenarten einen neuen Lebensraum, sondern gleichzeitig zahlreichen Insekten- und anderen Tierarten Nistmöglichkeiten und Überwinterungsquartiere. Insbesondere besonnte Rohbodenstandorte werden als Fortpflanzungsstätte genutzt. Etwa 75% der in Deutschland lebenden Wildbienenarten nisten im Boden, wie etwa die Malven-Langhornbiene. Aber auch die Blauflügelige Ödlandschrecke oder die Zauneidechse legen ihre Eier in dem warmen, lockeren Boden ab. Zur Herstellung von Rohbodenstandorten am Windsberg wurde an mehreren Stellen, z. B. Ranken und Hangabbrüchen, der Oberboden abgetragen und die Vegetation entfernt. Steilere Hangkanten können dann auch von Bienenfresser, Uferschwalbe und Uhu als Brutplätze genutzt werden.

Die geschaffenen Rohbodenstandorte liegen in unmittelbarer Nähe zu den blütenreichen Magerrasen. Daher sind sie für die im Paartal lebenden Arten besonders wertvoll, da hier Nahrungs- und Nisthabitate miteinander kombiniert werden.

Rohbodenstandorte
Rohbodenstandorte bieten für viele Pflanzen- und Tierarten eine wichtige Lebensgrundlage

Amphibien-Laichgewässer

Bestimmte Amphibienarten, wie die seltene Kreuzkröte, benötigen als Laichgewässer möglichst vegetationsfreie, flache, sich schnell erwärmende Gewässer, die zeitweise austrocknen können. Solche Gewässer sind frei von Fressfeinden, was für das Überleben der Kaulquappen entscheidend ist. Ursprünglich fanden Pionierarten, die Lebensräume vor anderen Arten besiedeln, diese Bedingungen in Überschwemmungsbereichen von Flüssen und Auen vor, in denen durch die natürliche Dynamik immer wieder temporäre Kleinstgewässer entstanden. Doch naturnahe Gewässer sind heute selten – die Arten mussten auf vom Menschen geschaffene, offene Lebensräume ausweichen, wie z. B. Sand- und Kiesgruben. Die ehemaligen Sandgruben im Projektgebiet bieten ideale Möglichkeiten, Laichgewässer für die Amphibien zu schaffen. Als Herstellungs- und Pflegemaßnahme werden Bereiche in denen sich temporäre Gewässer bilden können von Vegetation befreit und flache Bodenmulden ausgehoben, die sich bei Niederschlag mit Wasser füllen. In diesen Laichgewässern ist die Entwicklung der Eier und Kaulquappen der Kreuzkröte ein Wettlauf gegen das Austrocknen des Gewässers. Unter günstigen Bedingungen, d. h. durchgängig hohe Wassertemperaturen und ausreichend Nahrung, dauert die Entwicklung vom Laich zum Hüpferling (Jungkröte) lediglich 3 bis 4 Wochen und zählt damit zu den kürzesten unter den Froschlurchen.

Kleinstgewässer dienen Amphibien zur Laichablage
Kleinstgewässer dienen Amphibien zur Laichablage

Entscheidend für den Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten ist eine Vernetzung ihrer Lebensräume. In der Vergangenheit waren insbesondere die Magerrasen und Trockenlebensräume im Paartal zu klein und oft voneinander isoliert. Manchen Arten wird dieser Umstand zum Verhängnis, da sie nur über kurze Distanzen wandern, wie z. B. der Kreuzenzian-Ameisenbläuling, der nur 3-4 Kilometer weit fliegt, um neue Lebensräume zu finden. Kann kein genetischer Austausch zwischen den Populationen solcher Arten stattfinden, sinkt infolgedessen deren Anpassungsfähigkeit an die sich ändernden Umweltbedingungen.

Blühstreifen am Straßenrand vernetzen beispielsweise als Trittsteine die Lebensräume von Pflanzen und Tieren und sind wichtig für viele Insekten- und Bienenarten, unter ihnen auch die Malven-Langhornbiene. Dank ihnen können sich die Arten über längere Distanzen ausbreiten. So kann ein genetischer Austausch mit anderen Populationen derselben Art stattfinden, was wiederum die Gesamtpopulation stabilisiert. In Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten wurde im September 2020 eine artenreiche Grünlandmischung auf Straßenbegleitflächen entlang der Staatsstraße Nr. 2048 von Freinhausen nach Adelshausen ausgesät. Dabei handelt es sich um regionales und einheimisches Saatgut für eine blütenreiche Salbei-Glatthaferwiese, welches auch Malven-Samen beinhaltet. Die Straßenbegleitflächen wurden dem Projekt vom Straßenverkehrsbauamt Ingolstadt zu Verfügung gestellt.

Eingesäte Straßenbegleitfläche
Eingesäte Straßenbegleitfläche
Eingesäte Straßenbegleitfläche
Eingesäte Straßenbegleitfläche

Wir arbeiten eng mit lokalen Landwirten und Grundeigentümern zusammen, um die Ziele des „Paartaler Sanddünen“-Projekts zu realisieren. Dabei versuchen wir stets die bestmögliche Lösung zu finden, damit alle Seiten von einer Kooperation profitieren. Sie haben Fragen oder möchten sich über Unterstützungsmöglichkeiten informieren? Gerne beraten wir Sie zu einer möglichen Zusammenarbeit. Natürlich freiwillig und kostenlos!

Möchten Sie auf dem Laufenden bleiben, was im Paartal so alles passiert? Unsere Seiten bei Facebook und Instagram befinden sich derzeit im Aufbau. Hier werden wir Sie über die umfangreiche Arbeit des Projekts informieren und Ihnen die Akteure vorstellen. Die Links werden in Kürze folgen. Wir freuen uns über ein Like!

Wenn Sie sich gerne vor Ort über das Projekt informieren möchten, bieten wir auch Führungen durch das Gebiet an. Sprechen Sie uns hierzu bei Interesse gerne an!

Kontakt:

Natur Perspektiven GmbH
Dominik Meier
Hangenham 23
85417 Marzling
Tel. +49 177 3465343
Mail info@natur-perspektiven.de

Untere Naturschutzbehörde
Anita Engelniederhammer
Landratsamt Pfaffenhohen a. d. Ilm
Poststraße 3
85276 Pfaffenhofen
Tel. +49 8441 27-316
Mail anita.engelniederhammer@landratsamt-paf.de

Ansprechpartner Telefon Telefax Zimmer
N.N.,
Mitarbeiterin

Natur, Klima, Energie

AdresseNatur, Klima, Energie
Poststraße 3
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